Eine Gruppe Jugendlicher schreit, prostet sich zu, dann zerspringen Glasflaschen. Gewohnte Geräusche im Stadion am Herrmann-Löns-Weg in Solingen möchte man meinen. Allerdings ist hier seit Jahren kein Fußball mehr über den Rasen gerollt. Stattdessen rollen bald die Bagger an. Die Jugendlichen ziehen weiter, das Stadion bleibt stehen. Einsam, verwaist, sich selbst und der Natur überlassen. Bis in ein paar Monaten. Dann wird auf dem Stadiongelände eine moderne Wohnsiedlung entstehen.
An Fußball und tausende Fans in den 80er Jahren wird dann nichts mehr erinnern. Vielleicht ein paar Namen auf den Klingelschildern an den Haustüren. Buschmann, Krüger, Malura oder Jurgeleit hießen die Helden von damals. Die glanzvollen Zeiten in Solingen sind längst Geschichte. Die Vereinsgeschichte der Neuzeit liest sich so, wie die Würstchenbude im Stadion heute aussieht. Dabei strömten am 16. Februar 1985 über 16.000 Besucher in das Fußballstadion. Sie alle wollten das Viertelfinalspiel im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach sehen. Die Fohlen gewannen mit 2:1. Für die Gäste in der Startformationen standen unter anderem Michael Frontzeck, Ewald Lienen und Frank Mill. Während ich so über den Rasen spaziere, atme ich also pure Fußballtradition ein.
Herrmann-Löns-Stadion in Solingen abgerissen
Mittlerweile läuft der Umbau des Stadiongeländes leider auf Hochtouren. Meine Eindrücke aus dem April 2018 habe ich für euch auf YouTube festgehalten. Dort könnt ihr etwas von der Stimmung, die das Stadion als Lost Place versprüht hat, erahnen. Nun wird aus dem Stadion am Herrmann-Löns-Weg also leider die Wohnsiedlung am Herrmann-Löns-Weg.